Die Welt des eCommerce ist erneut im Umbruch. Denn es gibt eine merkliche Veränderung im Shopping-Verhalten europäischer Konsumenten – eine Veränderung, die man nicht ignorieren sollte.

Steigende Anzahl von Direct-to-Site-Shoppern

Laut einem aktuellen Whitepaper von Internet Retailing in Zusammenarbeit mit FactFinder suchen erstaunliche 55% der europäischen Online-Shopper die gewünschten Produkte direkt auf den Websites von Händlern1, anstatt in Suchmaschinen oder auf Social-Plattformen. Dieses Ergebnis unterstreicht, wie wichtig die On-Site-Experience für Online-Händler im Jahr 2023 und darüber hinaus ist.

Wie das Whitepaper offenlegt, ist einer der größten Treiber dieses Wandels der Einfluss von KI auf die Product-Discovery und Suche. Da Händler ihre KI-Algorithmen stetig verfeinern und ein immer personalisierteres Einkaufserlebnis bieten, ist es für Einkäufer effizienter, direkt zur Quelle zu gehen. Hier findest du das Whitepaper mit allen Daten und Insights: Intelligence by Design – Wie Unternehmen und Kunden auf den Einsatz von KI bei der Produktsuche reagieren

Die Evolution von KI in der Product-Discovery: von der Convenience zur KI-gestützten Präzision

In den Anfängen des eCommerce ging es bei der Product-Discovery vor allem um Convenience. Kunden tippten entweder Keywords ein oder klickten sich durch die Kategorien. Doch das ganze Thema Personalisierung kam dabei zu kurz – also das Verständnis der individuellen Vorlieben und Bedürfnisse der Kunden. Erinnerst du dich an all die frustrierenden Momente, als null Treffer angezeigt wurden aufgrund von Schreibfehlern oder Synonymen?

Dann kam die KI. Die Technologie hat einen bedeutenden Wendepunkt herbeigeführt, indem sie Unternehmen Einblicke in die Kundenpräferenzen ermöglicht. Durch die Analyse von Daten wie dem Browsing-Verhalten, der Kaufhistorie und der Kaufabsicht des Kunden begann die KI, äußerst präzise und kontextbezogene Suchergebnisse und Empfehlungen zu generieren. Dieses Maß an Personalisierung veränderte die Product-Discovery und steigerte die Umsätze erheblich.

Mit der zunehmenden Verbreitung von KI ist sie jedoch nicht mehr nur ein „Nice-to-have“. Sie ist der etablierte Standard im heutigen hart umkämpften Markt und legt die Messlatte in Sachen Kundenerwartungen hoch. Händler und Marken, die sich nicht anpassen, könnten sich selbst im „digitalen Staub“ wiederfinden.

Warum umgehen Online-Shopper Suchmaschinen und Social Media?

Dass 55% der Online-Shopper direkt auf Händlerseiten gehen, deutet auf ein wachsendes Vertrauen in Online-Händler und ihre KI-gestützten Möglichkeiten hin. Da Händler ihre Algorithmen andauernd verbessern, ist das Einkaufserlebnis in Online-Shops deutlich effizienter und personalisierter geworden. Kunden wissen, dass sie genau das finden können, was sie suchen – schnell, einfach und zugeschnitten auf ihre Präferenzen.

Ein solcher Grad an Effizienz ist in Suchmaschinen oder Social-Plattformen nicht möglich, vor allem jetzt, da die Datenschutzbestimmungen verschärft wurden, Cookies abgeschafft wurden und iOS 14.5 das Tracking einschränkt. Daher zieht es immer mehr Online-Shopper direkt auf die Websites der Händler.

Recommendations: Der stille Verkäufer

Mit Produktempfehlungen wird das Einkaufserlebnis im Online-Shop zusätzlich verbessert. Dank KI ist diese Verkaufsmaßnahme viel smarter geworden als früher – sie zeigt dem Kunden ähnliche oder ergänzende Artikel mit der höchsten Kaufwahrscheinlichkeit, basierend auf der aktuellen Session und dem früheren Kaufverhalten. Dadurch wird nicht nur die Customer-Experience besser, sondern auch die Average-Order-Values (AOVs) steigen deutlich.

Das Whitepaper zeigt, dass die Mehrheit der befragten Online-Shopper (88%) Produktempfehlungen für hilfreich halten. Und nur eine vergleichsweise geringe Anzahl an Kunden gab an, dass Empfehlungen „im Weg sind“ (5%) oder „nicht bemerkt“ werden (6,7%).

Umgang mit Suchanfragen, die ins Leere laufen

„Null Treffer“ sind das Schreckgespenst der eCommerce-Suche – nicht nur für den Kunden, sondern auch für eCommerce-Teams, die dauernd beschäftigt sind, sie auf ein Minimum zu reduzieren. Die Umfrage besagt, dass in diesem Fall fast ein Viertel der Online-Shopper (22%) die Suche abbrechen und es auf einer anderen Website versuchen – was zu Umsatzeinbußen führt.

KI hat auch die Art und Weise verändert, wie eCommerce-Plattformen Suchanfragen verarbeiten, um Null-Treffer-Seiten zu minimieren. KI-Modelle können inzwischen den Kontext und die Absicht hinter einer Suchanfrage verstehen, anstatt reines Keyword-Matching zu betreiben. Dadurch kann eine Suchlösung Ergebnisse liefern, die im jeweiligen Kontext relevant sind – sogar, wenn das Keyword nicht in den Produktdaten vorkommt.

Zudem kann KI falschgeschriebene Suchbegriffe verstehen, so dass kleine Vertipper nicht mehr zu null Treffern führen. Und mit Autocomplete-Vorschlägen basierend auf beliebten Suchanfragen finden Online-Shopper schneller und einfacher, was sie suchen.

Ausgeklügelte KI-Modelle sind außerdem in der Lage, Synonyme und verwandte Begriffe zu erkennen. FactFinder hat kürzlich GPT Synonyms gelauncht, das die Intelligenz von Large Language Models (LLMs) nutzt, um eCommerce-Managern die Automatisierung der Synonym-Erstellung zu ermöglichen. Dadurch werden Zeit und Ressourcen geschont, die bisher für das manuelle Eintragen von Synonymen erforderlich waren; ebenso wird sichergestellt, dass weniger Null-Treffer-Suchen stattfinden, indem die relevanten Produkte zum Vorschein gebracht werden.

Einblick in die Suchgewohnheiten

  • Suchbox vs. Navigation: 61% gehen typischerweise direkt auf die Suchbox, während 42% das Navigationsmenü nutzen. (Multiple Choice)
  • Neu und im Trend: 27% der Online-Shopper achten darauf, was neu ist, und 18% achten auf Trendprodukte.
  • Geduld bei der Produktjagd: Überraschenderweise sind 53% der europäischen Online-Shopper bereit, auf einer Website 3-5 Produktseiten zu erkunden, um den gewünschten Artikel zu finden.
  • Anfragentypen: 68% tendieren dazu, nur ein einziges Keyword zu verwenden. Nur 30% geben eine Frage in die Suchbox ein.

Die Macht der Wiederholung

Zu guter Letzt sollte dir das Potenzial von Wiederholungskäufen nicht entgehen, insbesondere in der Fashion- und Modebranche. 34% der Online-Shopper aller Länder und sogar 51% im Vereinigten Königreichen bewerten es als hilfreich, wenn ein Lebensmittel-Unternehmen, bei dem sie zuvor bereits eingekauft haben, Vorschläge dazu gibt, mehr oder erneut zu kaufen. 35% aller Befragten halten diese Art von Vorschlägen für hilfreich.

Fazit

Im Jahr 2023 ist Europas Online-Shopping-Szene gekennzeichnet durch direkte Website-Besuche, einen Fokus auf KI-gestützte Personalisierung und eine beachtliche Wertschätzung für On-Site-Recommendations. Händler und Marken sollten sich darauf konzentrieren, von diesem Wandel zu profitieren, indem sie ihr Online-Erlebnis zu verbessern und sicherzustellen, dass ihre Website auf diese Kundenpräferenzen vorbereitet ist.

Zum Whitepaper in voller Länge: Intelligence by Design – Wie Unternehmen und Kunden auf den Einsatz von KI bei der Produktsuche reagieren

  1. Fragestellung ‚How did you locate the last few purchases that excited you‘ ist multiple choice. ↩︎